Joachim Engler

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Leseprobe

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„Ferrari ist nicht alles" beginnt an einem Heiligen Abend. Doch Mikes Stimmung ist alles anderes als heiter. Er sinniert über den Zeitgeist, den er selbst ein gutes Stück weit lebt, den er aber gleichzeitig ablehnt: Der Traum der Eigenheimbesitzer. Dort wird viel im Jahr gerackert. Es soll und muss schön sein, für sich selbst und die Anderen. Jeder soll sofort erkennen, dass man

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Seite 3 des Exposés zu „Ferrari ist nicht alles" von Joachim Engler


ordentlich ist. Was hat mich hierher verzogen? Warum bin ich hier?
Gleichzeitig hofft Mike. Und zwar auf einen Brief zum Fest, einen ganz bestimmten, der nicht kommen will: Ich überfliege die vielen Grüße, die ich zum Fest bekommen habe. Viele nette mit Liebe ausgesuchte Karten. Eine ist nicht dabei. Nun gut. Ich habe es ja auch nicht erwartet, aber der Mensch hofft ja.

Mike, der gelernte Friseur, zweites Kind einer Friseur-Familie, war schon als Kind ein „Querdenker", wie er selbst sagt. Seine Eltern hatten wenig Zeit für ihn, Friseur war lange nicht sein Berufswunsch, aber er ist mit seiner Wahl im Reinen. Oder ist es nur eine Fassade, ein Selbstschutz? Ich wurde verschlagen, listig, berechnend, immer Gefühle unterdrückend, die mich nur störten, Schwächen zeigten, Angriffsflächen boten. Erst viel später erkannte ich: Es ist eine besondere Stärke, Schwächen zu zeigen. So sieht es Mike. So sieht er sich. Doch ist er wirklich schon bereit, Schwächen zu zeigen? Zumindest kennt er sie. Ich habe in meinem Leben so vielen Menschen Leid zugefügt, aber auch viel dafür bezahlt, nicht mit Geld, sondern mit Gefühlen. Ich wollte einfach nicht verstehen, dass jeder Mensch für alles selbst verantwortlich ist. Ich gab immer den anderen, der Gesellschaft, den Umständen die Schuld.

In Mikes Leben gibt es zwei Frauen. Oder gab es sie? Eine ist Sabine aus Bayern. Ich liebte dieses schelmische Lächeln von Sabine und ihre knallharte Sturheit, sagt Mike. Aber liebt er sie auch? Oder „passt" es vielleicht nur, weil es so schön bequem ist? Denn da gibt es auch noch Annett, die er während eines Seminars in München kennen gelernt hat. In Chicago kommen sich die beiden näher. Und hier offenbart der Roman dann auch seine humorvolle Seite: Wir trainierten aus Chancengleichheit an sogenannten Medien, als Puppenköpfen. Das brachte den Vorteil, dass die Ausgangsbasis, das Material, bei allen gleich war und wir den Kundenwunsch nicht beachten brauchten. Jeder Plastikkopf ist sogar sehr dankbar. Mit der langen Überei bekommt so ein lebloser Kopf sogar Emotionen. Er meckert nicht, wenn es am Anfang nicht so gelingt, sehr zum Gegensatz eines lebenden Modells, und manchmal lächelt er sogar.

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Seite 4 des Exposés zu „Ferrari ist nicht alles" von Joachim Engler


Annett aus Dresden, das ist die Liebe, die er nicht recht an sich heran kommen lässt. Aus Angst? Aus purer Hilflosigkeit? Vielleicht auch, weil er sie nicht genau einschätzen kann? Annett wirkte auf mich sehr sportlich, irgendwie verschlagen, auch sie musste schon viel erlebt haben. Waren es die blonden Haare, oder eben ihre gespaltene Persönlichkeit, die mich anzogen? Sie wirkte auf mich, als wollte sie etwas vergessen, etwas verdrängen, was sie nicht wahr haben wollte. Als sie ihm verrät, sie sei verlobt, wenn auch nur aus einer Schnapslaune heraus, da spürt Mike plötzlich, wie sehr es ihn verletzt.

Sie mag wie Mike das Meer. Und immer, wenn die beiden zusammen sind, spürt der Leser die Verbundenheit, die nur wirkliche Gefühle auslösen können. Seine Annett. Sie ist es auch, die das Motiv der Leuchttürme widerspiegelt. Annett hatte so eine große Vorliebe für das Meer, die weite. Sie konnte sich nie satt daran sehen, wenn große, riesige Schiffe von weitem zu erspähen waren. Sind es ihre inneren Sehnsüchte, die unterfüllten Träume? Die Hoffnung, die Sicherheit? Liebte sie deswegen Leuchttürme? Am liebsten solche, die mitten im Meer standen?

Doch statt sich auf ein gefühlsmäßiges Abenteuer mit Annett einzulassen, zieht Mike mit Sabine zusammen. Die beiden verkriechen sich in ihrer kleinen Welt, die schnell zu einem Gefängnis wird. Es schien, wir waren zum Arbeiten geboren. Wollten wir jetzt alles mit Gewalt richtig machen? Uns nur noch am Äußeren orientieren? Meinten wir, das Innere wäre erledigt oder sicher?

In einem parallelen Erzählstrang philosophiert Mike über sich und die Welt. Spannend nachzuverfolgen ist vor allem die Diskrepanz zwischen seinem eigenen Tun und seinen Ansprüchen an sich und seine Umgebung. Die heutige Gesellschaft ist oberflächlich geworden. Man kennt sich zwar und kennt sich doch nicht. Es ist eben alles äußerlich. Man braucht nicht viel zu denken, nicht mit sich selbst beschäftigen. Dies passiert meist nur in Krisen wie bei mir. Vielleicht ist das der Kern seines Wesens. Dass er immer nur dann zu seinem

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wahren Ich findet, wenn ihn sein gelebtes Ich in eine Sackgasse geführt hat. Aber trifft so eine simple Aussage den Kern? Dafür ist Mike am Ende einfach zu vielschichtig.

Apropos Ende: Es folgt der unvermeidliche Showdown, die beiden Frauen begegnen sich. Vermeintliche Wahrheiten werden ausgetauscht, natürlich auch Gehässigkeiten. Gegen Mike. Ein reinigendes Gewitter? Oder nur wieder der Anfang einer neuen Geschichte? Eine Geschichte ohne Ferraris? Dafür mit „echten" Werten?


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